Am Mittwoch, dem 30.10.2024 hat die Vernissage der Ausstellung „Innere Welten – Kunst als Ausdruck und Dialog“ in der ART CRU Galerie stattgefunden. Kunstschaffende, Kolleg*innen, Klient*innen und Interessierte waren dabei und haben heiter die Eröffnung mitgefeiert. Die Ausstellung findet anlässlich des 30-jährigen GEBEWO-Jubiläums statt.
Frei sein in der Kunst
30 Künstler*innen aus sieben Einrichtungen der Eingliederungshilfe stellen bis zum 15.11.2024 Werke aus, die sie im Kontext des kunsttherapeutischen Angebotes geschaffen haben. Bei den 67 Werken handelt es sich um Malereien, Zeichnungen, Skulpturen und Mixed-Media-Arbeiten. Im Zentrum steht die besondere Rolle der Kunst für Menschen mit psychischen Herausforderungen.
Über den Weg der Kunsttherapie sollen sich für die Künstler*innen Möglichkeiten eröffnen um Gefühltem, Unausgesprochenem und Unsagbarem Ausdruck zu verleihen. Auf diesem Weg wird eine Sprache gefunden, um mit sich selbst und ihrem Gegenüber in den Dialog zu treten. Der kreative Prozess kann zudem neue Perspektiven für die persönliche Zukunft und die Umwandlung von Gedanken eröffnen. Der handlungsorientierte Charakter der Kunsttherapie verfolgt das Ziel, positive Gefühle und die Selbstwirksamkeit zu stärken.
„Wenn ich mich im kreativen Prozess befinde, begebe ich mich auf eine kleine Reise und lasse meine Seele sprechen. Ich tauche ein in einen Moment der Ruhe und finde etwas Frieden in mir. Alles Laute bleibt draußen und ich kann ein klein wenig Heilung spüren“, erzählt eine Klientin, die das Angebot regelmäßig nutzt.
Die ausgestellten Werke spiegeln die kreative Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie, der Überwindung von Ängsten und inneren Anteilen wider. Zugleich zeigen die Werke ein Ankommen bei sich selbst, eigene Kreativität und Lebendigkeit. Sie thematisieren das „Frei sein in der Kunst“ und die Kunst als Freiraum im oft herausfordernden Alltag der Künstler*innen.
Die Rolle der Kunsttherapie in der Sozialarbeit
Nach einem willkommen heißen von Geschäftsführer Ekkehard Hayner wurde das Wort an die Kunsttherapeut*innen Julia Antwi aus dem Verbund Mitte und Annika Kaufmann-Döhne vom Verbund Treptow-Köpenik gegeben, die dem Publikum einen Einblick in das kunsttherapeutische Arbeiten gaben: „Die Kunstwerke, die Sie hier sehen, sind daher nicht nur als ästhetisches Ergebnis zu verstehen, sondern als ein sehr persönlicher und oftmals tiefgreifender Prozess. Werke erzählen ihre eigenen Geschichten: Hoffnung, Schmerz, Trauer, Freude, Neuanfang, innere Stärke…“
Eine der großen Herausforderungen, die in dem Kontext illustriert wurde, war natürlich einen Preis für das eigene Werk festzulegen. Dabei gab es verschiedene Herangehensweisen, sodass die Werke zwischen 1 bis hin zu 600 Euro kosten, während andere kostenfrei waren, und einige wiederum nicht zum Verkauf zur Verfügung standen. Ein weiterer Gesichtspunkt der Angesprochen wurde, war die Tatsache, dass nicht alle Kunstschaffende gerne mit denselben Materialien arbeiten, was unterschiedlichste Gründe haben kann. So steht man als Kunsttherapeut*in vor der Herausforderung, alternative Lösungen zu finden. „Einige Künstler*innen arbeiteten schon vor der Kunsttherapie eigenständig künstlerisch, andere sind motiviert durch die Kunsttherapie. Nicht immer kommt es zu einer Zusammenarbeit. Auch werden Wunschmaterialien abgefragt oder Material, mit dem auf keinem Fall gearbeitet werden möchte, z.B. weil Ton nicht gerne angefasst werden möchte. Dann würden wir schauen, wie es der Person ermöglicht werden kann mit dem Material zu arbeiten wie zum Beispiel Werkzeuge oder Handschuhe zu nutzen“, so Antwi.
Auch gibt der Prozess der Person die Möglichkeit, sich durch das künstlerische Schaffen in Geduld zu üben. Dies lässt sich in den Alltag übertragen, wo es oft unmöglich ist, Wartezeiten zu umgehen, wie zum Beispiel bei Ärtzt*innen oder Behörden. Auch kann Kunsttherapie eine*n dabei unterstützen abzuschalten, und sich weniger Alltagstress zu machen, wie auch eine Struktur zu schaffen, um sich anzuziehen, das Haus zu verlassen, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen, und Termine wahrzunehmen.
Großes Danke für die tolle Organisation
In gelöster Atmosphäre, bei Getränken und Canapés konnten Besucher*innen mit den Künstler*innen und Kunsttherapeutinnen ins Gespräch kommen, sich von den Entstehungsprozessen der Werke berichten lassen, sich austauschen und auch Werke kaufen.
Wir möchten uns nochmal herzlichst bei Galerie ART CRU für die Begleitung bedanken. Sie bietet seit mehreren Jahren Raum für die Kunst von Menschen, die außerhalb des etablierten Kunstbetriebs stehen. Ein weiterer Dank geht and die Förderer, das Diakonische Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausuitz (DWBO), und den Sammelfonds für Geldauflagen zu Gunsten gemeinnütziger Einrichtungen der Berliner Justiz, deren großzügige Spenden die Ausstellung unterstützt haben. Ein ganz spezieller Dank geht an die Kunsttherapeutinnen und nun Kuratorinnen, die die Ausstellung organisiert und mit viel Engagement begleitet haben.
Der größte Dank und Respekt gilt natürlich den Künstler*innen , die uns durch ihre Werke einen Blick in ihre innere Welt gewähren, und uns somit einen Teil von ihrem Inneren anvertrauten.
Die Ausstellung läuft bis zum 15.11.2024. Wir freuen uns, wenn ihr vorbeikommt!
Ausstellungsort: Galerie ART CRU Berlin, Oranienburger Str. 27, 10117 Berlin-Mitte
Öffnungszeiten: Di u. Do 12-18 Uhr, Mi 14-18 Uhr u. nach Vereinbarung