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Foto: digitaltag.eu

Unser Projekt Digitales Zuhause gewinnt den Digitalpreis 2022

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Das Projekt DIGITALES ZUHAUSE der Neue Chance hat den Preis für digitales Miteinander gewonnen! Damit hat die hochkarätige Jury ein wichtiges Zeichen für die digitale Teilhabe wohnungsloser Menschen gesetzt und die Arbeit unserer Kolleg*innen gewürdigt.

Digitale Teilhabe für alle

Mit dem Preis der Initiative „Digital für alle“ werden Projekte und Initiativen in zwei Kategorien ausgezeichnet, die jeweils mit 10.000 Euro dotiert sind. Die Kategorie „Digitales Engagement” ehrt neue Formen des Engagements im digitalen Raum. Gefragt waren Projekte, die digitale Technologien auf innovative Weise für die Verbesserung und Ausweitung von bürgerschaftlichem Engagement nutzen oder mithilfe digitaler Technologien ganz neue Wege des Engagements eröffnen. Wir haben uns in der zweiten Kategorie, „Digitale Teilhabe“ beworben. Hier werden Projekte ausgezeichnet, die dazu beitragen, dass alle gesellschaftlichen Gruppen vom digitalen Wandel profitieren können und alle Teile der Gesellschaft an der digitalen Welt teilhaben können. Und da passt das DIGITALE ZUHAUSE natürlich ziemlich gut. „Wir haben uns damals beworben und hatten gehofft, in die engere Auswahl zu kommen. Damit, dass wir am Ende sogar gewinnen, hatten wir aber nicht gerechnet. Wir freuen uns total! Vor allem, weil das Problem der fehlenden digitalen Teilhabe wohnungsloser Menschen so in die breite Öffentlichkeit kommt“, so Domingo Waller, einer der Sozialarbeitenden in dem Projekt.

Vielfältige Zugänge zur digitalen Welt

Seit 2020 versorgen wir mit dem Projekt wohnungslose Menschen in unseren Betreuten Wohnformen, bei Housing First Berlin, in unserer Notübernachtung oder über unser Hausprojekt Habersaathstraße kostenlos mit Endgeräten wie Smartphones, Laptops und Tablets. Und weil wir finden, dass Medienkompetenz ein wichtiger Schlüssel für digitale Teilhabe ist, bieten wir ihnen immer auch freiwillige und zeitlich flexible Unterstützung an. Und zwar nach ihren individuellen Wünschen und Bedürfnissen. Das reicht von der Einrichtung des Geräts bis zur Nutzung von Programmen oder digitalen Angeboten und Apps. Die Zugänge zur digitalen Welt, die wir so schaffen konnten, haben für jede einzelne Person ganz unterschiedliche Möglichkeiten eröffnet. Zum Beispiel können sie jetzt selbstständig online nach einer Wohnung oder nach einer Notunterkunft suchen und leichter mit Ämtern, Behörden und Sozialarbeitenden in Kontakt treten. Aber z.B. auch eine Ausbildung absolvieren, Schulabschlüsse machen, an einem Sprachkurs teilnehmen und Kontakt zu ihrem sozialen und familiären Umfeld halten – insbesondere wenn das sehr weit entfernt lebt oder die Kontakte aufgrund der Pandemielage eingeschränkt werden sollen.

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Ausbau und Aufbau des Projekts

Das DIGITALE ZUHAUSE finanziert sich aktuell ausschließlich über Spenden. Seit dem Ende der Anschubfinanzierung durch Aktion Mensch sind wir auf Geld- und Sachspenden angewiesen, um die Geräte und die Schulungen zu finanzieren – da ist das Preisgeld von 10.000 Euro eine willkommene Unterstützung. Das Interesse an dem Projekt ist groß, weshalb wir die Zahl unserer Teilnehmenden gerne erweitern möchten. Dafür benötigen wir allerdings über das Preisgeld hinaus weiterführende Unterstützung. „Um das DIGITALE ZUHAUSE in Zukunft in größerem Umfang umzusetzen und zu erweitern, wäre eine langfristige Finanzierungsoption ideal. Wir sind immer noch auf der Suche nach einem Unternehmen, einer Stiftung oder einem Förderverein. Wir freuen uns natürlich aber auch über jede Einzelspende“, erklärt Ingo Bullermann. Zusätzlich zum Ausbau der Teilnehmendenzahl möchte die Arbeitsgruppe auf den Erfahrungswerten der letzten zwei Jahre aufbauen und die Schulungskompetenzen hinsichtlich der Themen seriöse Quellenrecherche, Fake News und Filterblasen erweitern.

Austausch am bundesweiten Digitaltag

Der Preis für digitales Miteinander wurde anlässlich des bundesweiten Digitaltags verliehen, der in diesem Jahr am 24. Juni stattfand. Der Aktionstag wird getragen von der Initiative „Digital für alle“, einem Bündnis von 27 Organisationen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, Wohlfahrt und öffentlicher Hand. Erklärtes Ziel ist die Förderung der digitalen Teilhabe. Alle Menschen in Deutschland sollen in die Lage versetzt werden, sich selbstbewusst und selbstbestimmt in der digitalen Welt zu bewegen. Der Digitaltag bietet eine Plattform, um verschiedenste Aspekte der Digitalisierung zu beleuchten, Chancen und Herausforderungen zu diskutieren und einen breiten gesellschaftlichen Dialog anzustoßen. Der Aktionstag soll die Digitalisierung mit zahlreichen Formaten erklären, erlebbar machen, Wege zu digitaler Teilhabe aufzeigen und auch Raum für kontroverse Debatten schaffen.

Auch wir haben uns mit einem offenen Austausch zur Frage: „Was brauchen wohnungslose Menschen für den Zugang zur digitalen Welt?“ beteiligt. Die Resonanz war trotz hochsommerlicher Temperaturen groß. Neben drei Projektvorstellungen gab es eine rege Diskussion und spannende Perspektiven von Betroffenen, Aktivist*innen, Sozialarbeitenden und Interessierten der Diakonie Deutschland, den Grünen und der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe. Dabei zeigte sich deutlich, es braucht dringend bundesweite Lösungen, um wohnungslosen Menschen den freien Zugang zum Internet, Angeboten zur Stärkung der Medienkompetenz und Geräten zu erleichtern. Zusätzlich braucht es Lösungen, um eigene Dokumente und Daten unabhängig von Betreuungsverhältnissen zu verwalten. Am Ende blieb die Frage, wie man wohnungslose Menschen erreichen kann, die nicht an Angebote des Hilfesystems angebunden werden. Ein Thema, welches wir gerne bei einem zukünftigen Austausch behandeln möchten.