Obdachlosigkeit und damit einhergehende Verwahrlosung gehört zu den sichtbarsten Ausprägungen von Armut. Sie ist die extremste Form von Mittelosigkeit und Ausgrenzung in unserer Gesellschaft. Die Betroffenen müssen sich rund um die Uhr im öffentlichen Raum bewegen und jede Nacht einen sicheren Schlafplatz suchen. Ihre Notlage ist im Stadtbild täglich sichtbar. Existenzielle Notlagen betreffen aber nicht nur obdachlose Menschen – Armut und Wohnungsnot haben ganz unterschiedliche Gesichter. Viele davon bleiben in der öffentlichen Wahrnehmung allerdings nahezu unsichtbar.
Hilfe, es droht Wohnungsnot
Der Begriff Obdachlosigkeit ist allgemeinsprachlich weit verbreitet, trifft aber nur auf einen Teil der Menschen zu, die in existenziellen Notlagen sind. Wem der Verlust des eigenen Wohnraums droht oder wer in unzumutbarem Wohnraum lebt, ist von bereits von Wohnungsnot betroffen. Die Gründe für den drohenden Verlust der eigenen Wohnung sind so vielfältig, wie die Lebenssituationen der Betroffenen. Ihre Notsituation sieht man ihnen in der Regel nicht an. Wer es aus eigener Kraft nicht schafft, den Wohnraumverlust zu verhindern oder eine neue Unterkunft zu finden, benötigt schnelle und rechtssichere Hilfe. Dazu gehören die Abwendung von Kündigung und Räumungsklagen, die Regulierung von Schulden und die Durchsetzung von Ansprüchen zur Existenzsicherung, um die drohende Wohnungslosigkeit verhindern. Manchmal ist es aber auch einfach nur ein Mensch, der zuhören kann, versteht und seine Hand reicht.
Wer ohne Wohnung ist, ist nicht gleich obdachlos
Die Zahl der wohnungslosen Menschen ist von 237.000 im Jahr 2018 auf 256.000 im Jahr 2020 gestiegen. Wohnungslos ist, wer keinen Mietvertrag hat, keine Eigentumswohnung oder ein Haus besitzt. Der Verlust des eigenen Wohnraums geht häufig mit Krisen- und Umbruchsituationen einher, wie dem Verlust des Arbeitsplatzes, der Trennung von Partner*innen, Migration und Haftentlassung. Aber auch eine konflikthafte und abrupte Lösung aus dem Elternhaus oder aus Einrichtungen der Jugendhilfe sowie psychische Erkrankungen können zu Wohnungslosigkeit führen. Der häufigste Grund für Wohnungsverlust sind Mietschulden gepaart mit einer wirtschaftlichen Notlage. Ursache dafür sind häufig schwerwiegende Ereignisse in der Biographie, persönliche Fehlentscheidungen aber auch politische und gesellschaftliche Umstände spielen dabei eine unrühmliche Rolle. Wer die eigene Wohnung verliert und sich selbst nicht wirksam helfen kann, schämt sich meist dafür. Betroffene bemühen sich deshalb, nicht als wohnungslos erkannt zu werden. Während die Notsituation bei Obdachlosigkeit offen im Stadtbild sichtbar ist, bleibt die existenzielle Not von Wohnungslosigkeit für die Allgemeinheit weitestgehend unsichtbar.
Wenn Obdachlosigkeit verdeckt bleibt
Wer nicht obdachlos sein will, muss irgendwo „unterkommen“. In vielen Fällen finden Betroffene in ihrer Notsituation zunächst eine Übernachtungsmöglichkeit bei Verwandten oder im sozialen Umfeld. Das ist meistens aber nur eine kurzfristige Lösung, weshalb die Lebenssituation weiterhin unsicher bleibt. Viele Menschen, insbesondere Frauen und junge Menschen, begeben sich in Abhängigkeitsverhältnisse zu anderen Menschen, um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben. Wenn man keinen eigenen Wohnraum mehr hat und inoffiziell irgendwo unterkommt, spricht man von verdeckter Obdachlosigkeit. In einer solchen Lebenslage bleiben kaum Ressourcen, um die Ursachen, die zum Wohnungsverlust geführt haben oder einen neuen Mietvertrag verhindern, zu lösen. Um das zu schaffen, brauchen wohnungslose Menschen eine sichere Unterkunft und professionelle Hilfe, die ihre Existenz sichern und auf dem Weg in ein selbstständiges Leben kompetent unterstützen.
Überleben ohne Sicherheitsnetz
Es gibt im Berliner Hilfesystem verschiedene Hilfeangebote, die verhindern können, dass aus Wohnungslosigkeit Obdachlosigkeit wird. Trotzdem gibt es Menschen, die von diesen Angeboten nicht erreicht werden. Ursachen können ein fehlende oder schwer durchzusetzende Ansprüche auf Existenzsicherung, z. B. aufgrund der Herkunft sein, aber auch psychische Beeinträchtigungen, Erkrankungen oder soziale Probleme sein. Obdachlose Menschen sind dann jedem Wetter ausgeliefert, das ist im Winter wie im Sommer kräftezehrend und immer wieder tödlich. Aufgrund des schwierigen oder gar fehlenden Zugangs zu medizinischer und hygienischer Versorgung sind sie häufig geschwächt, verwahrlost und krank. Zusätzlich sind diese Menschen sozial isoliert, ausgegrenzt und nicht selten desillusioniert. Das tägliche Erleben von Mangel, Ausgrenzung und eigenen Unzulänglichkeiten rauben schleichend aber unaufhaltsam Hoffnung, Vertrauen und Kraft. Eine so extreme Lebenssituation kann nur mit Unterstützung auf verschiedenen Ebenen nachhaltig verändert werden. Zum einen muss das Überleben gesichert werden. Dazu gehört allem voran eine sichere Unterkunft. Gleichzeitig benötigen Betroffene einen Zugang zum Hilfesystem, der ihre persönlichen Ressourcen und Fähigkeiten berücksichtigt und stärkt, aber nicht überfordert.
Neue Perspektiven durch passgenaue Unterstützung
Allen Lebenssituationen gemeinsam ist die existenzielle Not, keinen eigenen Wohnraum zu haben oder ihn zu verlieren. Mit unserer Arbeit wollen wir schnell und individuell auf Wohnungsnotfälle reagieren. Die verschiedenen Ursachen und Folgen von Wohnungsnot erfordern unterschiedliche Lösungen. Deshalb sind die Angebote von sozial.berlin breit gefächert und aufeinander abgestimmt. Menschen werden in ihrer persönlichen Notsituationen erreicht und wirksam unterstützt. Gemeinsam finden wir passgenaue Lösungen und entwickeln neue Lebensperspektiven.
© Foto: Daniel James on unsplash.com
Obdachlosigkeit und damit einhergehende Verwahrlosung gehört zu den sichtbarsten Ausprägungen von Armut. Sie ist die extremste Form von Mittelosigkeit und Ausgrenzung in unserer Gesellschaft. Die Betroffenen müssen sich rund um die Uhr im öffentlichen Raum bewegen und jede Nacht einen sicheren Schlafplatz suchen. Ihre Notlage ist im Stadtbild täglich sichtbar. Existenzielle Notlagen betreffen aber nicht nur obdachlose Menschen – Armut und Wohnungsnot haben ganz unterschiedliche Gesichter. Viele davon bleiben in der öffentlichen Wahrnehmung allerdings nahezu unsichtbar.
Hilfe, es droht Wohnungsnot
Der Begriff Obdachlosigkeit ist allgemeinsprachlich weit verbreitet, trifft aber nur auf einen Teil der Menschen zu, die in existenziellen Notlagen sind. Wem der Verlust des eigenen Wohnraums droht oder wer in unzumutbarem Wohnraum lebt, ist von bereits von Wohnungsnot betroffen. Die Gründe für den drohenden Verlust der eigenen Wohnung sind so vielfältig, wie die Lebenssituationen der Betroffenen. Ihre Notsituation sieht man ihnen in der Regel nicht an. Wer es aus eigener Kraft nicht schafft, den Wohnraumverlust zu verhindern oder eine neue Unterkunft zu finden, benötigt schnelle und rechtssichere Hilfe. Dazu gehören die Abwendung von Kündigung und Räumungsklagen, die Regulierung von Schulden und die Durchsetzung von Ansprüchen zur Existenzsicherung, um die drohende Wohnungslosigkeit verhindern. Manchmal ist es aber auch einfach nur ein Mensch, der zuhören kann, versteht und seine Hand reicht.
Wer ohne Wohnung ist, ist nicht gleich obdachlos
Die Zahl der wohnungslosen Menschen ist von 237.000 im Jahr 2018 auf 256.000 im Jahr 2020 gestiegen. Wohnungslos ist, wer keinen Mietvertrag hat, keine Eigentumswohnung oder ein Haus besitzt. Der Verlust des eigenen Wohnraums geht häufig mit Krisen- und Umbruchsituationen einher, wie dem Verlust des Arbeitsplatzes, der Trennung von Partner*innen, Migration und Haftentlassung. Aber auch eine konflikthafte und abrupte Lösung aus dem Elternhaus oder aus Einrichtungen der Jugendhilfe sowie psychische Erkrankungen können zu Wohnungslosigkeit führen. Der häufigste Grund für Wohnungsverlust sind Mietschulden gepaart mit einer wirtschaftlichen Notlage. Ursache dafür sind häufig schwerwiegende Ereignisse in der Biographie, persönliche Fehlentscheidungen aber auch politische und gesellschaftliche Umstände spielen dabei eine unrühmliche Rolle. Wer die eigene Wohnung verliert und sich selbst nicht wirksam helfen kann, schämt sich meist dafür. Betroffene bemühen sich deshalb, nicht als wohnungslos erkannt zu werden. Während die Notsituation bei Obdachlosigkeit offen im Stadtbild sichtbar ist, bleibt die existenzielle Not von Wohnungslosigkeit für die Allgemeinheit weitestgehend unsichtbar.
Wenn Obdachlosigkeit verdeckt bleibt
Wer nicht obdachlos sein will, muss irgendwo „unterkommen“. In vielen Fällen finden Betroffene in ihrer Notsituation zunächst eine Übernachtungsmöglichkeit bei Verwandten oder im sozialen Umfeld. Das ist meistens aber nur eine kurzfristige Lösung, weshalb die Lebenssituation weiterhin unsicher bleibt. Viele Menschen, insbesondere Frauen und junge Menschen, begeben sich in Abhängigkeitsverhältnisse zu anderen Menschen, um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben. Wenn man keinen eigenen Wohnraum mehr hat und inoffiziell irgendwo unterkommt, spricht man von verdeckter Obdachlosigkeit. In einer solchen Lebenslage bleiben kaum Ressourcen, um die Ursachen, die zum Wohnungsverlust geführt haben oder einen neuen Mietvertrag verhindern, zu lösen. Um das zu schaffen, brauchen wohnungslose Menschen eine sichere Unterkunft und professionelle Hilfe, die ihre Existenz sichern und auf dem Weg in ein selbstständiges Leben kompetent unterstützen.
Überleben ohne Sicherheitsnetz
Es gibt im Berliner Hilfesystem verschiedene Hilfeangebote, die verhindern können, dass aus Wohnungslosigkeit Obdachlosigkeit wird. Trotzdem gibt es Menschen, die von diesen Angeboten nicht erreicht werden. Ursachen können ein fehlende oder schwer durchzusetzende Ansprüche auf Existenzsicherung, z. B. aufgrund der Herkunft sein, aber auch psychische Beeinträchtigungen, Erkrankungen oder soziale Probleme sein. Obdachlose Menschen sind dann jedem Wetter ausgeliefert, das ist im Winter wie im Sommer kräftezehrend und immer wieder tödlich. Aufgrund des schwierigen oder gar fehlenden Zugangs zu medizinischer und hygienischer Versorgung sind sie häufig geschwächt, verwahrlost und krank. Zusätzlich sind diese Menschen sozial isoliert, ausgegrenzt und nicht selten desillusioniert. Das tägliche Erleben von Mangel, Ausgrenzung und eigenen Unzulänglichkeiten rauben schleichend aber unaufhaltsam Hoffnung, Vertrauen und Kraft. Eine so extreme Lebenssituation kann nur mit Unterstützung auf verschiedenen Ebenen nachhaltig verändert werden. Zum einen muss das Überleben gesichert werden. Dazu gehört allem voran eine sichere Unterkunft. Gleichzeitig benötigen Betroffene einen Zugang zum Hilfesystem, der ihre persönlichen Ressourcen und Fähigkeiten berücksichtigt und stärkt, aber nicht überfordert.
Neue Perspektiven durch passgenaue Unterstützung
Allen Lebenssituationen gemeinsam ist die existenzielle Not, keinen eigenen Wohnraum zu haben oder ihn zu verlieren. Mit unserer Arbeit wollen wir schnell und individuell auf Wohnungsnotfälle reagieren. Die verschiedenen Ursachen und Folgen von Wohnungsnot erfordern unterschiedliche Lösungen. Deshalb sind die Angebote von sozial.berlin breit gefächert und aufeinander abgestimmt. Menschen werden in ihrer persönlichen Notsituationen erreicht und wirksam unterstützt. Gemeinsam finden wir passgenaue Lösungen und entwickeln neue Lebensperspektiven.
© Foto: Daniel James on unsplash.com