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Foto: unsplash.com - Christ Gray

Übergangshaus Kiefholzstraße vorübergehend dicht

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Letzte Woche wurde das Übergangshaus der Bürgerhilfe in Treptow-Köpenick temporär geschlossen. Damit setzt die Bürgerhilfe erstmalig eine Einrichtung vorübergehend außer Betrieb. Was es damit auf sich hat, haben wir die beiden Geschäftsführenden Heike Christ und Martin Helmchen gefragt.

Heike und Martin, was steckt hinter der Entscheidung, das Übergangshaus zu schließen?

Heike Christ: In diesem Jahr hat sich die Personalsituation in der Kiefholzstraße nochmals verschärft: Eine Einrichtungsleitung hat ein Kind bekommen und geht danach in Elternzeit. Auch ihr Nachfolger wird in den kommenden zwölf Monaten insgesamt sechs Monate Elternzeit nehmen. Darüber hinaus ist das Team seit Jahresbeginn arg gebeutelt durch krankheitsbedingte Ausfälle. Das ist eine wahnsinnige Belastung, wenn es nicht ausreichend Personal gibt.

Martin Helmchen: Hinzu kommt, dass man das aus unserer Sicht nicht weiterlaufen lassen konnte, weil neben krankheitsbedingten Ausfällen und Personalmangel der ständige Baulärm von einer Nachbarbaustelle und die anstehende Kernsanierung des Hauses das Arbeiten extrem erschweren. Wir haben bereits vor Wochen wegen dieser Sanierung die belegten Plätze schon von 39 auf 17 runtergefahren, damit wir im Haus die Möglichkeit haben, die Bewohnenden umzuquartieren. Das hat natürlich auch betriebswirtschaftliche Folgen, weil sich die Sanierung verzögert hat.

Was ist mit den Menschen, die dort bis vor kurzem gelebt haben?

Heike Christ: Weniger als acht Wochen nach Bekanntgabe der Einrichtungsschließung haben alle Bewohnenden das Übergangshaus in der Kiefholzstraße verlassen. Wir konnten jeder hilfeempfangenden Person ein adäquates Angebot machen, damit begonnene Entwicklungen mit fachgerechter Unterstützung weiterverfolgt werden können. Bis auf zwei Personen haben auch alle das Angebot angenommen. Bei der Vermittlung in andere Angebote haben viele Mitarbeitende aus anderen Einrichtungen sowie der Geschäftsstelle der Bürgerhilfe mitgeholfen und in einem großen Kraftakt ihre Solidarität und Kollegialität eingebracht. Unter anderem dafür hat sich auch unser Betriebsrat in einer schönen E-Mail an die gesamte Belegschaft bedankt.

Wie haben denn die Beschäftigten der Einrichtung reagiert?

Heike Christ: Die Mitarbeitenden haben uns natürlich erst mal mit großen Augen angeguckt, das schlug aber sehr schnell in Verständnis um. Wir waren in einem engen Austausch mit dem Betriebsrat, der an allen wichtigen Sitzungen im Vorfeld teilgenommen hat und von uns auf dem Laufenden gehalten wurde. Der Betriebsrat hat uns mitgeteilt, die Entscheidung nachvollziehen zu können und zu unterstützen. Er wird an diesem Prozess auch weiterhin engmaschig beteiligt sein.

Martin Helmchen: Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen für die Beschäftigten der Einrichtung geben. Die Versorgung der Mitarbeitenden aus der Einrichtung mit angemessenen Arbeitsplätzen innerhalb des Unternehmens ist weitestgehend sichergestellt. Leider sind noch immer Teammitglieder krank. Wir hoffen, dass es ihnen bald besser geht, damit wir auch mit ihnen Arbeitsplatzperspektiven besprechen können. Wenn das Übergangshaus nach der Sanierung voraussichtlich im kommenden Januar wieder an den Start geht, können – je nach Team- und Belegungssituation – alle an ihren Arbeitsplatz zurückkehren.

Wie sieht der Blick in die Zukunft aus?

Heike Christ: Die umfangreichen Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten am gesamten Objekt sind bereits vorangeschritten: Das Gebäude ist eingerüstet, und es sind bereits erste Wohneinheiten mit neuen Fenstern und Heizungen ausgestattet. Unser Hausmeister hält die Stellung vor Ort und kümmert sich fleißig und beharrlich um die Entrümpelung sowie Neuausstattung der Einrichtung, wir stehen mit ihm in engem Kontakt und freuen uns über seinen unermüdlichen und sehr gewissenhaften Einsatz.

Nicht zuletzt ist uns mittlerweile ein entscheidender Schritt zur künftigen Finanzierung der Einrichtung gelungen: Wir haben vor der Schiedsstelle des Landes Berlin endlich unseren für das Jahr 2021 beantragten Tagessatz in voller Höhe und mit der von uns vorgeschlagenen Aufteilung der Kostenbestandteile zugesichert bekommen, in einem einstimmig angenommenen Beschluss aller Schiedsstellen-Mitglieder!

Vor uns liegt weiter viel Arbeit bis zur Neueröffnung des Hauses. Ich bin aber überzeugt davon, dass wir im nächsten Jahr ein Haus vorfinden werden, in dem gerne gewohnt und gerne gearbeitet wird. Immerhin ist das Übergangshaus Kiefholzstraße eines der „Mutterschiffe“ der Bürgerhilfe. Es wird ein richtiges „Schmuckstück“ sein, wenn es fertig ist. Wir fahren jetzt runter, um dann einen richtig guten Neustart hinzulegen.