Unter dem Motto „30 Jahre Berliner Kältehilfe – Kein Grund zum Feiern“ fand in Berlin eine Pressekonferenz zum Beginn der Kältehilfeperiode 2019/2020 in der Evangelischen Taborgemeinde in Kreuzberg statt.
Auch in diesem Jahr öffneten die ersten Notübernachtungen bereits am 1. Oktober 2019, wie zum Beispiel die der Neuen Chance in der Rathenower Straße in Moabit. Im Laufe des Oktobers wurden so bereits 678 Schlafplätze bereitgestellt. Ab November wurde das Angebot auf mehr als 1.157 Schlafplätze erweitert.
Darüber hinaus gibt es auch in dieser Kältehilfeperiode viele Tageseinrichtungen, aufsuchende Sozialberatungen, das Kältehilfetelefon der Koordinierungsstelle der Berliner Kältehilfe (GEBEWO pro gGmbH), die Kältebusse der Berliner Stadtmission, den Wärmebus des DRK und die Kälteambulanz der Johanniter-Unfall-Hilfe.
Engagement, das Leben rettet
In der Pressekonferenz wurde noch einmal die große Bedeutung der Berliner Kältehilfe unterstrichen. Das Engagement der Bürger*innen, die sich jedes Jahr dafür einsetzen, dass Menschen vor dem Kältetod bewahrt werden „ist gar nicht hoch genug einzuschätzen“, so Oliver Bürgel, Vorsitzender der LIGA Berlin und Landesgeschäftsführer des AWO Landesverbandes Berlin. Trotzdem stelle sich die, warum Menschen hier in Berlin auf das Wohlwollen anderer angewiesen sind, um den Schutz von Leib und Leben sicherzustellen. Im Namen der LIGA Berlin forderte er deshalb, dass nachhaltige Lösungen zur Bekämpfung von Obdachlosigkeit gesucht und umgesetzt und präventive Maßnahmen ausgebaut werden müssen.
30 Jahre Berliner Wohnungsnot
Barbara Eschen, Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, berichtete über die 30jährige Geschichte der Berliner Kältehilfe. Schon Ende der 70er Jahre war die Wohnungsnot in der Stadt riesig. Die Berliner Kältehilfe wurde in den Folgejahren ins Leben gerufen, um Menschen vor dem Erfrieren zu bewahren. Sie war lange Zeit vor allem eine kirchlich organisierte Hilfe, mit den Jahren schlossen sich andere LIGA Verbände an. Seit zwei Jahren wird die Akquise von Immobilien sowie die gemeinsam Vorbereitung und Durchführung der Kältehilfe von der Koordinierungsstelle Berliner Kältehilfe der GEBEWO pro gGmbH übernommen. Seit dem Winter 1989 sind die Platzzahlen der Berliner Kältehilfe stetig gewachsen, das „ist eine beeindruckende Leistung zivilgesellschaftlichen Engagements“, sagte Eschen.
Das letzte Sicherheitsnetz
Um Wohnungslosigkeit nachhaltig zu bekämpfen braucht es jedoch günstigeren Wohnraum für Wohnungslose, mehr ganzjährige Notübernachtungsplätze, eine bessere Ausstattung der ASOG-Unterkünfte und eine Ausweitung von Sozialberatungsstellen, so Eschen weiter. Sie wertete positiv, dass Wohnungslosigkeit mittlerweile als gesamtstädtische Aufgabe angesehen wird. Nun sei es wichtig, die neuen Leitlinien der Wohnungslosenpolitik gemeinsam umzusetzen. Ähnliche Forderungen äußerte auch Prof. Dr. Ulrike Kostka, Direktorin des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin. Sie betonte, dass „die Kältehilfe nur ein ergänzendes Angebot – ein letztes Netz unterhalb der Regelversorgung“ sein kann. Statt eines weiteren Ausbaus der Kältehilfe sei es wichtig, dass bezahlbare Wohnungen bereitgestellt werden. Angebote müssten bedarfsgerecht sein und auf die Bedürfnisse der verschiedenen Gruppen von Betroffenen reagieren. Dazu gehören Notunterkünfte für Frauen*, Familien aber auch für Menschen mit Rollstuhl.
Neue Kältehilfe-App
Um gezielt nach solchen Angeboten zu suchen, hat die Koordinierungsstelle Berliner Kältehilfe gemeinsam mit der Digitalagentur Neofonie Mobile GmbH die Kältehilfe-App der GEBEWO pro gGmbH weiterentwickelt. Die Kältehilfe-App gibt einen mobilen Überblick über alle Angebote und bietet die Möglichkeit, nach einzelnen Einrichtungen zu suchen. Alle Angebote sind auch auf der Webseite der Kältehilfe und ab November in der gedruckten Ausgabe des Wegweisers der Berliner Kältehilfe zu finden.
Hier gehts zur App und allen Informationen.
Die Pressekonferenz wurde von der LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege veranstaltet.