Das berühmte RAW-Gelände in Berlin ist voller Menschen: Berliner*innen, die zur Boulderhalle eilen, Jugendliche, die im Skatepark abhängen, Touristen, die den bekannten Kulturort erkunden. Es ist der perfekte Platz, um Flaschen zu sammeln. Das macht Peter (46) jeden Dienstag und Samstag nach der Arbeit. „Flaschen sammeln war meine einzige Einnahmequelle als ich noch auf der Straße lebte, also habe ich es irgendwie als Gewohnheit beibehalten."
Peter verließ seine Heimatstadt Tallinn in Estland vor vier Jahren für einen Job, der ihm in einer Fabrik in Süddeutschland versprochen wurde. Als er ankam, stellte er fest, dass er von einem Vermittler betrogen wurde, der im Voraus Geld von ihm genommen und versprochen hatte, sich um seine Dokumente zu kümmern. „Hier erwartete mich nicht nur keine Arbeit, sondern es gab auch keine Fabrik!" Schnell landete Peter auf der Straße. „Ich schämte mich, zu meiner Mutter und meiner Schwester zurückzukehren, weil ich pleite war."
Nach einigen harten Jahren erhielt er einen Job im Cassiopeia, einem bekannten Berliner Club. Dort reinigt er zweimal pro Woche den Sommergarten, ist kranken- und sozialversichert. Doch:
„Eines Tages bekam ich einen Brief und erfuhr, dass ich wegen Schwarzfahrens ins Gefängnis musste. Ich war am Boden zerstört. Dieser Job bedeutete mir alles. Er hielt mich über Wasser. Und jetzt würde ich ihn wegen so etwas verlieren. Ich wäre doch nie ohne Ticket gefahren, wenn ich das Geld dafür gehabt hätte!"
In seinem Rucksack trägt Peter immer eine Powerbank, Ladekabel, Schlüsselbund, Portemonnaie, Handy, Tabak, T-Shirt, Zahnpasta, Zahnbürste, Deo und eine gültige Fahrkarte. Nachdem er etwas mehr als einen Monat im Gefängnis war, ist seine Monatskarte heute das Wichtigste, was er immer bei sich hat.
Von Unterkünften über Suppenküchen bis hin zu Kleiderkammern, Beratungsstellen, dem Jobcenter und der Sozialwohnhilfe. Einen Tag als obdachlose Person zu überleben bedeutet ständig in Bewegung zu sein. Viele Menschen landen in Haft, weil sie ohne Fahrschein fahren – was letztlich eine Strafe für Armut ist!