In wenigen Wochen schließt ein Großteil der Angebote in der Berliner Kältehilfe. Die monatlichen Auswertungen unserer Koordinierungsstelle zeigen schon jetzt: Die Notübernachtungen waren diesen Winter mehrmals am Limit.
Volle Auslastung im ersten Monat
„Kritisch wird es, wenn die Schlafplätze zu über 90% belegt sind“ sagt Christin Fritzsche, Leitung der Koordinierungsstelle Berliner Kältehilfe der GEBEWO pro. Das war bereits im Oktober 2023 das erste Mal der Fall. Am 28. und 29.10. lag die Auslastung sogar bei 100%.
Grund dafür waren neben dem ersten Kälteeinbruch auch Umbauarbeiten in mehreren Angeboten. Wie jedes Jahr öffneten zum November viele weitere Angebote, die Zahl der Schlafplätze erhöhte sich von 657 auf 1085 und brachte zunächst Entlastung in die angespannte Situation. Die durchschnittliche Auslastung war mit 88,5% vergleichsweise moderat, allerdings nahm die Nutzung kontinuierlich zu und zum Ende des Monats waren zeitweise 97% der Betten belegt. Zusätzlich musste zum 30.11.2023 ein Angebot mit 88 Plätzen schließen, wodurch Anfang Dezember nur 961 Plätze zur Verfügung standen. Damit war eine Überbelegung, insbesondere bei einem erneuten Kälteeinbruch, vorhersehbar.
Entlastung nur von kurzer Dauer
Durch die Arbeit der Koordinierungsstelle Berliner Kältehilfe konnten in der zweiten Dezemberhälfte glücklicherweise 172 neue Schlafplätze geschaffen werden, 22 Plätze davon in einer Notunterkunft für Frauen. Durch die neu geschaffenen Kapazitäten sank die Auslastung von 96% Anfang Dezember zum Jahreswechsel wieder auf 83%. Die Entlastung war allerdings nur von kurzer Dauer. Trotz der neu eröffneten Angebote bewegte sich die durchschnittliche Auslastung im Januar mit 88,2% und im Februar mit 89,7% auf hohem Niveau. In fünf Nachtcafés und Notübernachtungen waren zeitweise alle Plätze komplett belegt. Leider musste auch der Tagestreff am Containerbahnhof zum Jahresende schließen, da die Förderung durch das REACT-Programm der EU auslief und es keine alternativen Finanzierungswege gab. Dies hinterließ eine große Lücke bei der täglichen Versorgung obdachloser Menschen. Bis zu 300 Menschen haben sich dort tagsüber aufgewärmt.
Versorgung aufgrund fehlender Immobilien weiterhin kritisch
Im Februar wurde mit einem Anteil von 26,8% aller Gäste eine überdurchschnittlich hohe Nutzung von Frauen registriert. Waren es zu Beginn der Kältehilfe noch 141 Plätze, standen im Februar 185 Betten in frauenspezifischen Angeboten zur Verfügung. Die meisten Plätze stellten in diesem Winter die Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg, Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte zur Verfügung.
Wir sind froh, dass es geklappt hat, im Dezember die Platzzahlen aufzustocken, trotz dessen war die Berliner Kältehilfe diesen Winter mehrfach kritisch ausgelastet. !“ Fehlende Plätze sind eine konkrete Bedrohung für die Betroffenen fordern aber für die kommende Periode ein sicheres Kontingent an Schlafplätzen. Es braucht zudem zusätzliche Optionen an Tagesaufenthalten. Dafür braucht es weiterhin dringend Immobilien, die zur zeitweisen Nutzung zur Verfügung gestellt werden können. Denn wie die LIGA-Vertretenden bereits zum Beginn des Winters mahnten: „Die Kältehilfe wackelt. Der Berliner Immobilienmarkt ist eine reale Gefahr für das Nothilfesystem
Alle Zahlen zur Berliner Kältehilfe werden regelmäßig auf der Webseite kaeltehilfe-berlin.de/infos veröffentlicht.